• Gemeinde Untermarchtal Panorama

Jubiläum - 140 Jahre Friedenslinden

140 Jahre Pflanzung der Friedenslinden in Untermarchtal

Vor 140 Jahren, am 19. März 1871, wurden die 3 Friedenslinden bei Untermarchtal gepflanzt. In der Chronik der Pfarrei Untermarchtal wird die Pflanzung der 3 Friedenslinden vor 140 Jahren vom damaligen Pfarrherr Franz Josef Schwithelm geschildert. Die 3 Friedenslinden sind in den 140 Jahren zu stattlichen Bäumen an der Landstraße nach Munderkingen herangewachsen, spenden im Sommer den „Donauradwanderer“ bei einer kleinen Rast viel Schatten und sind seit mehreren Jahren als Naturdenkmale gekennzeichnet. Die Bäume mußten sich schon mehrmals nach fachmännischer Beurteilung, verschiedenster Rettungsmaßnahmen unterziehen.

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Die 3 Friedenslinden im Sommer

Die Historie der 3 Friedenslinden

Die kriegerischen Auseinandersetzungen zwischen Frankreich und Deutschland in den Jahren 1870/71 hatten am 28. Januar 1871 die Übergabe von Paris an die Deutschen zur Folge. Eine damalige Schmach für Frankreich. Der Friedensabschluß zwischen Frankreich und Deutschland wurde am 28. Februar 1871 in Paris besiegelt. Zuvor wurde König Wilhelm I von Preussen, am 18. Januar 1871 in Versailles zum Deutschen Kaiser Wilhelm I ausgerufen. Die Siegeslaune Deutschlands wurde am 27. Februar 1871 mit einem 1-stündigen Glockenläuten bekundet. Aus Veranlassung der Übergabe von Paris an die Deutschen, so steht es in der Chronik, wurde hier am 1. Februar 1871 mit einer Schlittenfahrt der Schulkinder nach Kirchbierlingen gefeiert. Es nahmen der Ortsgeistliche Pfarrer Franz Josef Schwithelm, Lehrer August Butscher, Schultheiß Johann Bierer, der Gemeinderat sowie die Eltern aus Untermarchtal und Gütelhofen teil. Am 5. März 1871 war Pfarrer Schwithelm, ein gebürtigter Ulmer, aus Veranlassung der Feier zum Friedensabschluss mit dem Zug nach Ulm gereist. Auf der Wilhelmsburg und auf dem Münsterplatz wurden Feuerwerke abgebrannt. Am selben Tag hatte auch die Stadt Munderkingen ein „Friedensfest“ mit Feuerwerk, Fackelzug und Musik veranstaltet.

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Die 3 Friedenslinden im Herbst

19. März 1871, Pflanzung der 3 Untermarchtaler Friedenslinden

An „meinem Namenstag“ so der Chronikschreiber, vermerkt er an diesem Tag selbst, wurde zur denkwürdigen Erinnerung an den Krieg von 1870/71 und den Frieden von Paris, 3 Friedenslinden beim dem Kreuze des Hirschwirt Knittel an der Straße nach Munderkingen gesetzt. Weiter im Originaltext: Mögen die 3 Linden den künftigen Geschlechtern Frieden verkünden und wie Kaiser und Reich erstanden, die blutigen Kriege von 1870/71 sinnvoll für Deutschland und Frankreich sind. Zuvor bewegte sich zum Ort der Pflanzung nach dem Gottesdienst ein Festzug in folgender Ordnung: Musik aus Munderkingen, die Träger der Deutschen Fahnen geführt vom Veteran Josef Ziegler, Weber und Ege aus Algershofen. Beide standen vor 56 Jahren bei den Befreiungskriegen 1815/16 gegen Napoleon als Soldaten vor Paris. Sebastian Bröckel, Straßenwärter. Er war 2 Stunden zuvor als beurlaubter Soldat an der Festung „Belfort“ in Frankreich vom Felde heimgekommen in Uniform. (Anmerkung der Red.: Später wurde er und noch einige Soldaten von hier „als die Helden von Belfort“ erwähnt und gefeiert.) Hinter diesen gingen die Schüler mit Fahnen, die Schülerinnen mit Blumenkränzen. Hinter der zweiten Fahne gingen die Frauen der im Felde gestandenen Soldaten. Nach der dritten Fahne kam der Gemeinderat, die Jünglinge und Männer, darauf die Frauen und Mädchen. Auf Anordnung der Oberschulbehörde hielt Lehrer Butscher auf dem Festplatz die Festrede mit den geschichtlichen Ereignissen von der Kriegserklärung am 16. Juni 1870 bis zum Friedensschluss am 28. Februar 1871. Nach der Weihe der 3 Linden legten der Ortsgeistliche und die Veteranen Ziegler und Ege eine Schaufel Boden an die Linden und es wurde ein Hoch auf den Deutschen Kaiser und die Tapferkeit der Soldaten angestimmt. Im Gasthaus Adler (heute Haus St. Josef des Klosters) feierte die ganze Gemeinde diesen Tag. Am 24. März 1871 fuhr ein Militärzug mit einer Württembergischen Companie von ca. 170 Mann durch Untermarchtal von der Festung Belfort kommend. Der Zug hielt an und es entstieg der Untermarchtaler Soldat und Schmied Carl Ege. Mit Blumen wurden die Soldaten von den Schulkindern beschenkt. In der Garnisonstadt Ulm wurden die siegreichen Truppen geehrt und gefeiert. Chronikschreiber Pfarrer Schwithelm und seine Amtskollegen von Neuburg, Kirchen, Hausen, Unterwachingen und Munderkingen waren dabei in Ulm. Ein Trauergottesdienst für die Gefallenen mit Predigt, Amt mit dem „Großen Te Deum“, wurde in der Pfarrkirche am 16. Juli 1871 gehalten. Das war 1 Jahr nach der Kriegserklärung. An den Gottesdienst anschließend gingen die Soldaten, die örtlichen Collegien, Schulkinder und das Volk in gleicher Ordnung durch den beflaggten und bekränzten Ort zu den 3 Linden. Der Ortsgeistliche brachte dort ein Hoch auf dern Kaiser und das Württembergische Königspaar Carl und Königin Olga, die in diesen Tagen ihr 25-jähriges Ehejubiläum feierten.

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Die 3 Friedenslinden im Winter