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Kleinkunstwerke „Lourdesgrotte Untermarchtal“ und „Gefangener Heiland“

Untermarchtal. (hi) In letzter Zeit und besonders im Marienmonat Mai 2025 häuften sich aus der Bevölkerung die Anfragen über den Bestand und besonders die historische Herkunft der beiden Untermarchtaler Kleinkunstwerke der „Lourdesgrotte Untermarchtal“ und in dessen unmittelbarer Nähe bestehenden Kleinkunstwerk des „Gefangenen Heiland“. Beide Kunstwerke sind im klösterlichen Waldbezirk „Wenge“ zu finden und sind beides lauschige, ruhige Oasen, wie geschaffen für Kunst- und Naturliebhaber an der Donau.

Aus der Chronik des Klosters Untermarchtal als Besitzer dieser Kleinkunst haben wir von Schwester Maria Karin Weber, Generalvikarin und Provinzvikarin der Untermarchtaler Ordensschwestern vom Heiligen Vinzenz von Paul, nun nachstehende umfassende Auskunft erhalten und bedanken uns dafür sehr. Die Lourdesgrotte Untermarchtal war um die Jahrhundertwende 1900 Abstellort unter einer überdachten Jurafelshöhle, für den Gemeinde-Schneebahnschlitten.

Da dann das Kloster Untermarchtal Besitzer dieses dortigen, herrlichen, ehemals Waldbesitz der Freiherren von Speth und der Felsgrotte wurde, besannen sich Künstler und Lehrer Vögele am 29. April 1908 bei einer Besprechung und Besichtigung dieser wunderbaren Naturlandschaft mit der dortigen Felsgrotte vor Ort. Der Vorschlag von Vögele lautet so: Sein besonderes Geschick bestand darin, dort in der Felshöhle entsprechende „künstliche Tropfsteine“ zu formen und diese an der ziemlich flachen Felsdecke als Tropfsteingebilde zu installieren. Offenbar konnte er die Schwestern von seiner „Grottenkunst“ überzeugen und verwies auch auf seine bereits anderswo geschaffene Grottenkunst. Zum Schluss des Maimonat 1908 am 30. Mai fand abends schon eine Prozession mit Lampions zur Lourdesgrotte statt. Dann ist am 20. August 1908 folgendes zu lesen: Heute Morgen wird die Muttergottesstatue in die Lourdesgrotte gebracht und aufgestellt. Sie ist aus der Mayerschen Kunstanstalt in München und von unseren Schwestern gefasst worden. Die Augen der Statue wollen nicht ganz befriedigen, heißt es in der Chronik. Am Fest Maria Geburt, dem 8. September 1908, fand dann die feierliche Einweihung der Statue und der Grotte statt. Am Mittag dieses Tages bewegte sich eine Prozession von Schwestern, Zöglingen, Postulanten, Guthirtenmädchen, die Exerzitantinnen und die Ortspfarrei zur Grotte.

Die Weihe wurde von H.H. Pfarrer und Beichtvater Rehm vorgenommen. Pater Paul Sondergeld predigte über das Save Regina, den Gruß an die Gottesmutter Maria, nach Form und Inhalt die schönste Muttergottespredigt, die bis dahin hier gehört wurde. Zugegen an der Weihe waren Patres aus Gorheim und Pater Prior Reile von Wörishofen. Der Chor singt das bekannte Ave-Maria. Abends noch Lichterprozession bei elektrischer Beleuchtung der Grotte zum Kleinkunstwerk des „Gefangenen Heiland“ unweit der Lourdesgrotte steht folgender Chronikvermerk: gefangener Heiland.

Wieder am Feste Maria Geburt, ein Jahr vor der Lourdesgrottenweihe am 8. September 1907 bewegte sich eine Prozession nach Maria Hilf, dort ein Offizium, also ein Gebet. Dann zurück über den „Kerker“, wie damals der Ort beim „Gefangenen Heiland“ hieß. Im Laufe jenes Jahres wurde diese kleine Kapelle mit der lebensgroßen Figur Christi, der lieber Herr, gefesselt und blutüberströmt, errichtet und bei mehreren Prozessionen besucht. Der Weg dorthin ist ein herzerfrischender Gebetsgang durch Wald und Wiesen. Diese beiden Untermarchtaler Kleinkunstwerke fügen sich harmonisch in die Reihe der oberschwäbischen Lourdesgrotten und Kleinkunstwerke ein.

Gefangener Heiland bei der Lourdesgrotte, Gemeinde Untermarchtal.
Lourdesgrotte, Gemeinde Untermarchtal.