• Gemeinde Untermarchtal Panorama

Neubau Donauviadukt - April 2014

Abbruch des alten Donauviadukt bei Untermarchtal schreitet zügig voran.

Ende April 2014 steht noch ein Drittel des ehemaligen Viadukt also etwa 125 Meter. Jedermann sieht zur Zeit den Fortschritt der Abbrucharbeiten am alten Donauviadukt aus den Baujahren 1952/53. Der Abrissbagger, der werktäglich mit dem Meissel und Pulverisierungsgerät am alten Brückenüberbaukasten arbeitet, ist im Dorf unüberhörbar aber auch nicht extrem störend. Unterstützt wird die Arbeit des Baggers und seines fachmännischen Bedieners von der Spezialabbruchfirma Max Wild, Berkheim Landkreis Biberach, von Arbeitskollegen, die mit dem Schweißbrenner zu Werke gehen. Über 280 Kilometer Spannseile im Beton-Brückenkasten verlegt. Die in beiden Seiten im Brückenbetonkasten verlegten Spannseile – auch Litzen genannt – sind bündelweiße und bestehend aus insgesamt 380 Seilen zusammengefaßt und brachten die Vorspannkraft über die beiden Spannblöcke an jedem Brückenende mit einer Belastungsgrenze je Spannblock von 4000 Tonnen. Dass diese Kräfte auch beim jetzigen Brückenabriss statisch beachtet werden müssen, ist für eine sichere Brückenabbrucharbeit von höchster Notwendigkeit. Dies wurde deutlich mitte April sichtbar, als der Abrissbagger für einige Tage am Brückenende Richtung Ehingen hinter der Brückenübergangskonstruktion und Brückenende arbeitete. Dort im Endfeld und hinter dem Widerlager ist eine 11,5 Meter langer Kragarm angeordnet auf die sich die anschließende 9 Meter lange Koppelplatte abstützt. Diese Koppel- und Schleppplatte sorgte für den für den Gewichtsausgleich hinter den Hohlräumen des Widerlagers. Die Koppelplatten erlaubten später ein mit hydraulischen Pressen anheben der Brücke und konnte so die Setzung Damm- und Hanglage vor Ort ausgleichen. Brückenbau und Brückenabbau erfordert hohes technisches Wissen und Erfahrung. Jetzt Ende April arbeitet der Abrissbagger direkt über dem Brückenpfeiler II. Dort wurden beim Bau vor 61 Jahren die Ankerschlaufen mit Übergreifung der beiden Bauabschnitte installiert und hier laufen die Spannglieder-Litzenumlenkungen der Baubabschnitte I und II zusammen. Das bedeutet eine hohe dichte und Zusammenfassung aller in Blechkästen verlegten Spannseile und Spannstähle. Der Schweißbrenner ist hier eine große Hilfe. Ein Gewrir von Stahl und Beton trifft sich hier, aber der Mensch und technisches Gerät schaffen die Arbeit in einer Höhe von rund 25 Meter. Im Durchschnitt schafft der Bagger an 1 Tag rund 6 bis 7 Meter „Abbruch“. Wenn der Abbruch störungssfrei vor sich geht, könnte in etwa 3 Wochen somit der alte Brückenkasten samt Fahrbahn abgebrochen sein.Der Abtransport des Abbruchbeton sowie der Stähle und Seile erfolgt mit LKW auf das Straßengelände der ehemaligen Zufahrt zum Viadukt Richtung Ehingen und wird dort zwischengelagert. Zur endgültigen Wiederaufbereitung wird das Material zum Firmenstandort der Fa. Wild nach Berkheim oder zur Lagerung nach Münsingen gefahren.

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Der Abrissbagger auf der ehemaligen Fahrbahn beim Abriss steht direkt über dem Pfeiler II. Dort wurde vor 61 Jahren die Ankerschlaufen mit übergreifen der Bauabschnitte I und II angelegt. Deshalb das Zusammentreffen der in Blechkästen

Abbruch der Brückenpfeiler

Die je 18 Meter hohen 2 Brückenpfeiler III und IV sind im Monat März und April abgebrochen worden. Der Abriss erfolgte, wiees Bauleiter Christof Eisele von der Fa. Max Wild schildert, „wie ein Fällen eines Baumes“. Hier schaffte ein Abrissbagger mit Meisseleinsatz die meiste Arbeit. Es erfolgte eine Einkerbung mit dem Meissel knapp über dem Boden. Dann wurde das verbaute Pfeilermaterial aus Tuffstein, Gauinger Travertinstein und Stampfbeton im innern des Pfeilers immer dünnwandiger. Stahl wurde hier auffällig wenig verwendet obwohl die Brückenlastauflagerung pro Pfeiler 2000 Tonnen betrug. Somit fielen die Pfeiler problemlos in die gewünschte Richtung. Der Pfeiler II wird voraussichtlich in cirka 10 Tagen „fallen“. Pfeiller I wird von oben in Einzelabbruchstücke zerlegt.. Der Pfeiler steht unmittelbar am Bahngleis und neben 2 Garagenbauten.Das anfallende Gesteins- und Betonmaterial wird ebenfalls bei der Fa. Wild aufgearbeitet. Beachtlich jedoch die Fundamentierung. Je Pfeiler sind 81 Stahlbetonpfähle auf einem Stahlrost durch die Kiesschicht im Donaugrund bis zum anstehenden Jurafels mit einer Pfahllänge von 8,5 Meter und einer damaligen Delmag-Dampframme in den Untergrund getrieben worden. Ältere Untermarchtaler Bürger sagen heute noch vom monatelangen, lauten Krach der seinerzeitigen Dampframme. Diese Stahlbetonpfähle verbleiben künftig in der Erdschicht und werden nicht ausgehoben.

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Foto zeigt den noch stehenden Pfeiler III. Der Baggermeissel ist aber unten schon an der Abbruchkerbe angelangt. Bald fällt der Pfeiler sicher um

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Foto zeigt das Material des jetzt am Boden liegenden Pfeiler III

Zwei erhaltenswerte Brückenpfeilersteine

Mindestens 2 Brückenpfeiler-Mauersteine stellen eine ausgewiesene Rarität dar und sollen für die Nachwelt in der Gemeinde Untermarchtal zur Erinnerung an das alte Donauviadukt aufbewahrt werden. In einem vermauerten Pfeilertuffstein aus Gönningen Landkreis Reutlingen, entdeckte schon vor Jahren ein Untermarchtaler Bürger ein etwa 5 cm langes, versteinertes Ulmen- oder Erlenblatt. Erdgeschichtlich ist diese Tuffgesteinsart als mineralische Kalk-Sinter-Ausscheidung in einem Fließgewässer der Schwäbischen Alb-Jura vor langer Zeit entstanden. Im Gönninger Tuffsteinbruch wurde dieses Baumaterial „Gebrochen“ und mittels einer Tuffsteinsäge in die die gewünschte Form gebracht. Eine ehemals im nahen Lautertal verwendete Tuffsteinsäge, steht am Eingang zum Wolfstal und nahe der Laufenmühle bei Lauterach als Museumsstück. Der zweite Pfeilermauerstein ist eigentlich ein „Bauzeichenstein“ der damaligen Lieferfirma und Betreiber des Gauinger Steinbruch Zeidler+Wimmel, Riedlingen des Gauinger Travertin-Kalkstein. Es stellt in steinbehauener Form die Anfangsbuchstaben „Z+W“ mit der Jahreszahl 1952 der ehemaligen Riedlinger Firma in einem gerundeten, behauenen Feld im Stein dar.

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Foto zeigt das in einem Bündel gefassten und Blechkasten verlegten „Stahllitzen“ auf der Lagerstrecke zum Abtransport

Entwässerung des Oberflächenwasser von der Brücke

Im Donautalgrund bei der neuen Brücke und ehemaligen „Riedlinger Widerlager“ ist bereits ein sogenanntes Retensionsbecken angelgt. Dieses Becken wird von einem zur Zeit entstehenden Regenklärbecken aus Beton auf der Fläche und Zufahrtstrecke zum alten Viadukt, „gespeist“. Es hat die Aufgabe, das abgeleitete Oberlächenwasser aus der 362 Meter langen, neuen Brücke aufzunehem und vorzuklären. Das Überreichwasser des Regenkläbecken läuft über eine schon angelegte Rautreppenrinne in das erwähnte Retensionsbecken in der Talaue. Zur Aufnahme des Oberflächenwasser der B 311 nach der Brücke in Richtung Ehingen sind auf der rückzubauenden alten Trasse 3 kleinere Retensionsbecken vorgesehen. Es entsteht dort keine Ableitung, das Wasser soll dort versickern.

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Stellv. Bauüberwachenden Bedienstetenr Anton Neubrand (2. von rechts) mit einem Mitarbeiter seiner Dienststelle aus Ehingen und 3 Baupraktikanten/innen von Ehinger Schulen auf der neuen Brücke stehend

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Foto zeigt die Bauwerkszeichen-Tafel aus Gauinger Travertin der Fa. Zeidler u. Wimmel, ehemals in Riedlingen mit ihren Zeichen Z+W mit der Jahreszahl 1952 im rund behauenen Feld im Travertin. Die Steine sind derzeitig noch im Pfeiler vermauert und werden beim Abbruch sichergestellt.

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Ein versteinertes Ulmen- oder Erlenblatt im Tuffstein