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Neubau Donauviadukt - November 2013

Zum 60-jährigen Bestand des Untermarchtaler Donauviadukt von 1953 mit damaliger Verkehrsübergabe und festlicher Einweihung am 20. November 1953.

Vor 60 Jahren, genau am 20. November 1953, in Untermarchtal. Dieses Jubiläum soll nach 6 Jahrzehnten nochmals vieles nochmals zum damaligen, großartigen Brückenbau in Erinnerung bringen und somit gewürdigt werden. Da doch noch einige damalige Zeitzeugen für eine kurze Befragung zu den damaligen Umständen zur Verfügung stehen, bin ich dankbar und möchte dies in meinem folgenden Bericht mit ein paar Fotos einfließen lassen. Wie wir jetzt aber alle zur Kenntnis nehmen konnten, wird dieses 60 Jahre alte Donauviadukt als Relikt der Vergangenheit in den nächsten Monaten zurück gebaut, d.h. abgerissen. Nur das Brückenwiderlager Richtung Riedlingen bleibt wegen dem Erhalt der dort vorgefundenen Fledermauskammer erhalten. Das jetzt neue Donauviadukt wurde in unmittelbarer Nähe zum alten Bauwerk in den letzten 2 Jahren gebaut (siehe laufenden Presse- und Internetberichte) und wurde am 30. Oktober 2013 dem Verkehr übergeben. In Untermarchtal haben wir dadurch zwei sehr glückliche Umstände erfahren dürfen. Erstens erhielt Untermarchtal 1953 durch den damaligen Viadukt-Neubau eine Ortsumfahrung der B311 wie sie vergleichsweise kein anderer Ort der weiten Umgebung erhalten hat. Zweitens, der jetzige Neubau der Brücke fand unter der steter Nutzung des alten von 1953 stammenden Viadukt statt. Somit entstand keine Umleitung des starken Verkehrs durch die Ortschaft Untermarchtal. Für diese zwei Sachgründe ist man in Untermarchtal froh und dankbar!

Gründe zum Neubau des Donautalviakukt bei Untermarchtal - Im offiziellen Bau- und Planungsbericht zu den Gründen des Brückenneubau heißt es: Bauwerksschäden: Die bestehende Brücke weist problematische Schäden an den Querspanngliedern in den Rippen der Rippenplatte sowie Ablösungen der Betonüberdeckung im Bereich des Blechkastens (konzentrierte Führung der Längsspannglieder) des 2-stegigen Plattenbalkens auf.

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Beim Einweihungsfest am 20.Nov.1953

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Blick auf das alte Donauviadukt (1953) von Norden

Das Donauviadukt bei Untermarchtal von 1953 Erinnerungen an damaligen genialen Bau mit Verkehrsübergabe und Einweihung, jetzt Abbruch.

Jetzt am 20. November jährt sich die Verkehrsübergabe und Einweihung der Donautalbrücke, wie die Brücke offiziell heißt, zum 60 Jahrtag. Diesen damaligen kalten und trüben 20. November 1953 haben in Untermarchtal und Umgebung noch viele ältere Personen in guter Erinnerung. Seien es jene die am Bauwerk mitgearbeitet haben oder bei der festlichen Feier am Brückenende Richtung Ehingen teilgenommen haben. Das vorliegende Festprogramm –geschrieben auf einfachstem, billigen Papier—weist aber darauf hin, daß viel Prominenz des Staates und der Kirche vor Ort waren. Dies zeigen auch alte, wertvolle Fotos die aus der gut erhaltenen Sammlung des damaligen Untermarchtaler Bürgermeister Helmut Winter und damaligen Brückenbau-Elektriker Franz Vogelsang, Untermarchtal, jetzt wohnhaft in Munderkingen,sowie der Sammlung der am Bau beteiligten Firmen stammen.

Das Programm der Einweihungsfeierlichkeit:

  • 1. Beginn 10.30 Uhr mit dem Einleitungsmusikstück „Die Himmel rühmen“ von der Musikkapelle Obermarchtal.
  • 2. Kirchliche Weihe durch H.H. Generalvikar Dr. Hagen (Rottenburg) und Herrn Prälat Dr. Eichele (Ulm)
  • 3. Gemeinschaftlicher Choral „Lobe den Herren“
  • 4. Richtspruch von Polier Eblen
  • 5. Kinderchor Untermarchtal
  • 6. Übergabe des Bauwerks an die Bauherraschaft durch Herrn Direktor Reg. Baumstr. E. Kübler
  • 7. Ansprache des Vertreters des Bundesverkehrsministeriums Herrn Ministerialrat Dr. Klingenberg
  • 8. Musikstück –Musikkapelle Obermarchtal
  • 9. Ansprache des Herrn Innenminister Ulrich mit anschließender Verkehrsübergabe
  • 13.00 Uhr: Gemeinschaftliches Mittagessen der gelasdenen Gäste im Refektorium Schloß Obermarchtal
  • 19.00 Uhr: Tanz im „Hirsch“ in Untermarchtal

Mit anschließendem gemütlichen Beisammensein mit Ansprachen und Gedichtvorträgen. Film über die Entstehung und den Bau der Donautalbrücke Untermarchtal (an der Kamera Frau Wolfer)

Dieses umfangreiche Festprogramm erstaunt in heutiger Zeit und man sieht, daß man vor 60 Jahren zum Abschluss des Tages und der Übergabe einer solchen riesigen Brücke der Bevölkerung und besonders den jungen Leuten einen fröhlichen Tanzabend gönnte. Zum Vergleich die amtliche Verkehrsübergabe des jetzigen, neuen Donauviadukt am 30.Oktober 2013: Der für das Regierungspräsidium –Abteilung Straßenbau Dienstsitz Ehingen- zuständige Bauaufsichtsleiter und Bauingenieur Wilhelm Striebel „übernahm“ die Verkehrsübergabe der Brücke ohne Pomp und Aufwand am 30. Oktober 2013 nach 716 Tagen Bauzeit. Zum Vergleich die Bauzeit der alten noch stehenden Donautalbrücke waren es damals 695 Tage. Gesamtkosten der neuen Brücke mit Straßenanschlüsse 12,5 Millionen Euro. Gesamtekosten der Brücke mit Straßenanschlüsse vor 60 Jahren 3 Millionen DM. Das Herstellverfahren der alten Brücke 1952/53 geschah in 2 getrennten Bauabschnitten in Verbindung durch schlaufenartige Übergreifung der Längsspannglieder am Pfeiler II mit Spannblöcken an beiden Widerlagern. Bauweise: Fugenloses Spannbetonverfahren bei deiner Brückenlänge von 375 Meter Länge und 4 Auflagepfeiler. Das neue Donauviadukt von 2012/13 nennt das Herstellverfahren „Taktschiebe-Brücke mit 18 Takten im Spannbetonverfahren“ und 362,50 Meter Länge und 4 Auflagepfeiler. Den Brückenbauentwurf und die Planungsleitung lag vor über 60 Jahren bei Professor Dr. Fritz Leonhardt, Stuttgart. Professor Dr. Leonhardt war zu jener Zeit der bekannte „Spannbetonfachmann“ wahrscheinlich weltweit. Er plante zu jener Zeit vor 60 Jahren das Stuttgarter Wahrzeichen, den Fernsehturm. Die Untermarchtaler Donautalbrücke wurde bereits 1948 geplant und projektiert. Mit der Planung des heutigen neuen Viadukt wurde vom RP Tübingen das immer noch existierende Ingenieurbüro Leonhardt, Andrä und Partner, Stuttgart beauftragt. Die Straßenbauplanung übernahm das Ingenieurbüro Kovacic, Sigmaringen, die Baugrundgutachten erstellte das Institut Dr. Schelllenberg, Leipheim und den landschaftspflegerischen Ausführungsplan die Firma Menz und Partner, Tübingen. Die Bauausführung vor 60 Jahren lag bei der Bau-Arbeitsgemeinschaft Karl Kübler AG, Stuttgart, Wolfer & Göbel, Esslingen a.N. und Ed. Züblin AG, Stuttgart. Die neue Brücke von 2013 wurde von der Firma Matthäus Schmid, Baltringen im bekannten „Taktschiebeverfahren“ im Abschnitt Brückenüberbau erstellt. Die Straßenanschlüsse von der Firma Kirchhoff, Langenargen und Ehingen. Erwähnenswert auch die schwierige Bauausführung bei der 70-gradigen Hangneigung des Straßenanschluss Richtung Obermarchtal mittels Stahlschräganker durch die Firma Nacken aus Steisslingen/Baden. Und überhaupt nicht zu vergessen die wichtigen Bohrpfahlgründungen mit Baugrundsicherung im Donautalgrund die bis 22 Meter monatelang im Frühjahr/Sommer 2012 in den dort problematischen Untergrund von der Firma G+R, Aalen und Ehingen gebohrt wurden und von der Baltringer Firma Schmid in riesigen Baustahlkörben mit Beton verfüllt wurden. Im wahrsten Sinne spannend verliefen die Arbeiten im Monat April-Mai 2013 mit den armdicken Spannseilen über die gesamte Brückenlänge die mit starken Hydraulikpressen einer Münchner Firma über die Spannblöcke in insgesamt 8 Röhren im Brückenhohlkasten verlegt und dann gespannt wurden. Damit ist die Elastizität und Schwingkraft der Brücke sichergestellt. Die Abdichtung, Versiegelung und Aufbau der Fahrbahnunterlage und Deckschicht mit Gussasphalt erledigte die Firma Heim-Gussasphalt Ulm. Zeitzeugen-Erinnerungen Es gibt in Untermarchtal und Umgebung noch Zeitzeugen vom Brückenbau vor 60 Jahren. Die heute 78 bis 92-jährigen Personen erinnern sich noch gerne an jene Brückenbauzeit von 1952/53. Die damalige Zeit in den Nachkriegsjahren war schon von Sparsamkeit und Genügsamkeit geprägt. Alle die heute noch Aussagen von damals machen, waren froh, auch Arbeit beim Donauviaduktbau 1952/53 gefunden zu haben. Hans Ege aus Lauterach als damalig 17-jähriger Maurer und angestellt bei der Firma Wolfer und Göbel am Bau erinnert sich noch an die Arbeit zum ausmessen und mauern der Pfeiler mit Gauinger-Travertinstein. Seine Vorgesetzten behandelten mich gut, gute und pünktliche Arbeit war gefordert und innerhalb seiner Gruppe hieß die Losung „Einer für alle und alle für einen“. Ein Stundenlohn von 1,47 Mark war zwar nicht viel, aber es reichte. Schließlich war meistens ein 12-Stunden Arbeitstag angesagt. Es waren keine einfachen Arbeitsbedingungen, aber wir arbeiteten hier gerne. Das Arbeitsklima war gut und dazu trug auch Polier Hermann Eblen zu, sagte Ege ausdrücklich. Fast die gleichen Worte zur damaligen Arbeitsstelle sagte Anton Fisel aus Lauterach und Erwin Rieger aus Untermarchtal. Rieger kann sich noch an die Vermessungsarbeiten, an kleinere Sprengungen am Fels sowie an das Geschäft mit den Betonproben erinnern. Franz Vogelsang aus Untermarchtal und schon lange in Munderkingen wohnhaft war damals Bauelektriker. Er vermerkte, daß der damalige Spatenstich zum Brückenbau am 15. November 1951 stattfand und er habe ab diesem Tag bis zum Ende der Bauzeit am 20. November 1953 dort gearbeitet. Wie eingangs vermerkt, trug Vogelsang zum Erhalt schriftlicher und fotografischer Unterlagen über den damaligen Brückenbau bei. Im Jahre 1978 organisierte er zum 25-jährigen Bückenjubiläum einen großen Treff ehemaliger Arbeiter in Untermarchtal. Eine der wohl ältesten Zeitzeugen aus Untermarchtal und Mitarbeiterin und Lieferantin zum Baustellen-Kantinenbetrieb, Hilde Fischer, kann sich noch genau an die morgendliche, jeden Arbeitstag –auch Samstags- an die Vesper-Herrichtung mit Leberkäswecken und Zutaten erinnern. Ihr Mann Fritz, ihre Schwester Antonie und Berta Großmann von der Untermarchtaler Metzgerei Großmann standen ihr hilfreich zur Seite. Die ehemalige Lindenwirtin äußerte sich über ihre Arbeit sehr positiv und wundert sich etwas, daß jetzt beim neuen Viadukt „keine Fest“ stattgefunden habe. Man kann aber hoffen, daß im Frühjahr 2014 nach der Gesamtfertigstellung und Bauübergabe „doch noch was geht“.

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Blick auf das alte Viadukt von der Südseite

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Blick auf den Brückenkasten von unten beim Bahnübergang.

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Sicht von „Unterstrom“ Richtung altes Viadukt von 1953