• Gemeinde Untermarchtal Panorama

Wasserversorgungsbau in Untermarchtal vor 120 Jahren

Ein „Christkindle“ zu Weihnachten 1903 das sich „Wasser“ nennt.

Ein geschichtlicher Rückblick

Untermarchtal (hi) Die Versorgung der Bevölkerung mit gutem Trinkwasser ist allgemein gesehen eine Selbstverständlichkeit. Dies war genau vor 120 Jahren in Untermarchtal noch nicht der Fall.

Doch dann änderte sich dies damals rasch zum Guten für alle Bewohner des Dorfes und den seinerzeit anstehenden Bauten und Wohnungen des Klosters Untermarchtal.
Der im Frühjahr 1903 begonnen Bau des Klosters „Maria Hilf“ war der wichtige Beweggrund für die Gemeinde zum Bau einer allgemeineren Wasserversorgung. Ja, der Bau dieser Wasserversorgung war der Kernpunkt zur Baugenehmigung von „Maria Hilf“, ausgesprochen vom Ober Amt Ehingen mit Oberamtsbaumeister Josef Buck im Jahr 1903.

Die Gemeinde Untermarchtal mit dem damaligen jungen Bürgermeister Albert Großmann mit dem Gemeinderat und dem Bauherrn von Maria Hilf, die „Kongregation der Barmherzigen Schwestern vom Hl. Vinzenz von Paul in Untermarchtal“, mussten gezielt und schnell handeln und beschließen. 
Jetzt gingen alle Beteiligten mit dem Grundelement Wasser und wie es Wasserfachleute als „Blut der Erde“ nennen, gezielt und verantwortungsbewusst in die Bauplanung ein.

Die Bauplanung einer „Hochdruckwasser-Versorgung“ wurde jetzt vorangetrieben und die Gemeinde Untermarchtal stellte eine Ausschreibung für diesen Zweck in die Öffentlichkeit und diese erschien im „Volksfreund für Oberschwaben“ am 1. Oktober 1903 in 3 wesentlichen Teilen. 1. Lieferung und Verlegung gusseiserner Röhren und Zubehören, 2. Grab und Betonierarbeiten und 3. Walzeisenlieferung. Die Offerte, also Angebotsstellung musste bereits am 5. Oktober 1903 also knapp eine Woche beim Rathaus Untermarchtal eingereicht sein. Allerdings war der Inhalt der Ausschreibung für Kenner und Interessenten schon im Sommer 1903 bekannt. Jedenfalls war Eile geboten noch vor dem Winter das Bauvorhaben zu beginnen. Interessante Einzelheiten der Ausschreibung waren zum Beispiel was das Material und dessen Herkunft und Qualität betrifft, die Bedingung bei bestimmtem Artikel. So muss das „Fabrikat Wasseralfingen“ bei bestimmtem Artikel eingehalten werden. Dies zum Beispiel bei Schachtdeckel, Reservoirkasten und Ventilbrunnen.

Ein paar Zahlen der Ausschreibung: 5435 Meter laufende Gusseiserne Muffen- und Flanschenröhren bei einer Lichtweite bis 150 mm die auf 20 Atmosphären geprüft sind. Außerdem sind zu liefern:
Hydranten, Anschlusstrommeln, Schachtdeckel und Absperrschieber. Für die Quellfassung und deren Zuleitung, das Hochreservoir sowie Grab- und Betonierarbeiten sind genau 11000 Mark
festgeschrieben.

Und das alles in der Ausschreibung Vorgesehene wurde in 2 ½ Monaten, also bis Weihnachten geliefert und fertiggestellt. Diese Zeitspanne für diese Arbeit ist auch heute nach 120 Jahren sehr Bemerkens- und staunenswert. Dabei war sicher fast alles in Handarbeit zu verarbeiten, also ohne großen Maschineneinsatz. Nur, das Dorf hatte damals nicht die große Ausdehnung und ein kleiner Nachteil der raschen Fertigstellung in dieser kurzen Zeit stellte sich im Nachhinein im kalten Winter 1928/29 heraus. Teilweise war die Bodenüberdeckung der Leitungen nur etwa 50 cm und damit die Einfrierung der Leitungen. Dennoch und trotz einiger Widrigkeiten vermeldet „Der Donaubote am 16. Januar 1904 folgende Zeilen aus Untermarchtal:

„Große Freude herrscht hier über das „Christkindle“, das in allen Häusern bei hoch und nieder, reich und arm auf Weihnachten Einkehr gehalten hat, über die neue Wasserleitung. Obwohl zu beiden Seiten der Donau gelegen war die Gemeinde doch wasserarm; denn nur die rechte Seite zur Donau besaß einen laufenden Brunnen, der aber in trockenen Zeiten nur spärlich Wasser spendete. Die linke Seite der Donau hatte nur Pumpbrunnen, von denen viele nur schlechtes Wasser lieferten, zeitweilig auch ganz versagten. Alle Wassernot hat nun ein Ende. Die in der Nähe des Soldatenfriedhofs gefassten drei Quellen liefern nicht nur reichliches, sondern auch nach dem Ergebnis der Untersuchung auch gutes, gesundes Wasser. Das in seiner ganzen Anlage und in allen Teilen wohl gelungene Werk wurde in kurzer Zeit von zweieinhalb Monaten ausgeführt. Die Bauleitung lag in den Händen des Herrn Oberamtsbaumeister Josef Buck, Ehingen. Die gesamte hydraulische Einrichtung wurde von Ad. Scheffler in Ulm nach neuestem System gebaut und funktioniert in allen Teilen vorzüglich. Die Firma Scheffler verdient daher wärmste Empfehlung. (Anmerkung: Diese Fa. Scheffler besteht auch noch nach 120 Jahren.) Dank gebührt auch dem „Königlichen Straßen- und Flußbauamt“, durch dessen Entgegenkommen die Überführung der Leitung über die Donau, welche für die Gemeinde mit großen Schwierigkeiten und hohen Kosten verbunden gewesen wäre, eine einfache Lösung dadurch fand, dass die Rohrleitung an die 1898 neu erbaute eiserne Brücke angehängt werden durfte. Ehr und Dank auch dem jungen Herrn Schultheiß Albert Großmann (1901-1930 und Ehrenbürger) der Gemeinde Untermarchtal und den bürgerlichen Kollegien, die durch ihren einstimmigen Beschluss und die rasche Ausführung desselben einem schreienden Bedürfnis abgeholfen und ein großes soziales Werk geschaffen haben, das in Zukunft nur Segen und Wohltaten spenden wird.“ Dieser Bau der Wasserversorgung im Jahr 1903 kostete 40 000 Mark. Im Jahr 1906 wurde vom Königlich-württembergischen Ministerium ein Zuschuss für den Bau von 3 200 Mark „allergnädigst zu verwilligen geruht“ bewilligt.

Dass ein vor über 120 Jahren erstellte erste Wasserversorgung nicht auf alle Zeit Bestand hat, wurde mit der Erschließung eines neuen Wasservorkommen im Jahr 1964 zu großen Teilen erneuert.

Im Talgrund der Donau zwischen Unter- und Obermarchtal wurde ein Quellschacht mit einer Brunnenbohrung erfolgreich ausgeführt und damit eine neue Wasserversorgung für Untermarchtal, Gütel- und Luppenhofen sowie Algershofen in Betrieb genommen. Kosten: 569 000 DM. Ein Wasserfest wurde am 10. Oktober 1964 dazu veranstaltet mit kirchlicher Einweihung durch Dekan Franz Lakner der neuen Anlagen im Talgrund und Hochbehälter. Festliche Ansprachen von Bürgermeister Helmut Winter und Gästen folgten im Gasthaus „Hirsch“ mit Gemeindeabend und Tanz.

Aber selbst diese Wasserversorgung war nur bis 2006 in Betrieb. Schon im Jahr 2003 wurde mit der Planung einer Erneuerung der Untermarchtaler Wasserversorgung begonnen und in diesem Jahr auch der Beitritt zur BUWAG (Bussenwasserversorgung) beschlossen, Im Jahr 2007 wurde die gesamte Wasserversorgung mit dem Anschluss an die BUWAG besiegelt. Ein neuer Hochbehälter „Marchtal“ mit 1200 cbm Fassungsvermögen im Schleichhau zusammen mit der Gemeinde Obermarchtal und Hausen a B wurde samt einer Erneuerung des Anschlussnetz gebaut. Baukosten 276 000 Euro, Kapitalbeteiligung 231 000 Euro. Bereits im Jahr 1990 schloss sich der Weiler Algershofen an die Wasserversorgung der Stadt Munderkingen an und damit endet eine fast 80-jährige Wasserversorgung von Untermarchtal aus.  Gütel- und Luppenhofen werden vom Hochbehälter „Marchtal“ mitversorgt.  

Wasser ein Grundelement der Erde soll stets mit höchster Sorgfalt mit dessen Überwachung behandelt werden. Ohne Wasser kein Leben auf unserem Planeten. Diese Erkenntnis sollen die jetzige und alle nachfolgenden Generationen beachten. Es steht im ersten Buch Genesis ……und Gottes Geist schwebte über dem Wasser!

Wasserversorgungsbau